Viele neue Steine im Teich – ein Gemeinschaftswochenende mit externer Begleitung

Seit Dezember war der Gemeinschaftskreis am planen und vorbereiten für das „Highlight des Jahres“. Sucha Gesina Wolters vom ZEGG (Seminarort und Gemeinschaftsprojekt in Bad Belzig) besuchte uns ein ganzes Wochenende, um uns bei unseren Themen und Problemen zu begleiten und vorallem das WIE anzuschauen: Wie gehen wir miteinander um? Wie geht es uns gerade wirklich? Wie kann Verbundenheit in Gemeinschaft gelingen? Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen. Das WIE ist die Grundlage für das WAS: Was für Eigentumsverhältnisse haben wir? Was machen wir eigentlich, um den Wandel zu gestalten? Was für Menschen und Projekte wollen wir hier vor Ort haben?

Sucha hat eine sehr feinfühlige, respektvolle und humorvolle Art, die in meiner Wahrnehmung wirklich alle abgeholt hat. Als Traumatherapeutin und jahrelange Gemeinschaftsbegleitung beschäftigt sie sich viel mit dem autonomen Nervensystem, welches bei (scheinbarer) Gefahr schnell in den Fight, Flight oder Freeze Modus schaltet. Total sinnvoll, wenn tatsächlich Gefahr droht. Wichtig ist, dass wir auch wieder in den entspannten Modus wechseln können, sobald wir uns orientiert haben. Wenn wir allerdings darin verharren, ist Kontakt und Verbindung schwer möglich. Oft sind wir ganz unbewusst in diesen Zuständen. Das kann sehr hinderlich und unangenehm sein in Gruppenprozessen, wenn Beteiligte ständig in einem der Fs „rumhängen“. Wir haben also sowohl als Individuum als auch als Gruppe geübt, wahrzunehmen und zu benennen, wenn die Erregung der Nervensysteme stieg und es somit schwierig wurde in Verbindung zu bleiben und an den Inhalten zu arbeiten. Sehr spannend und wichtig!

Des Weiteren machte uns eine Aufstellung räumlich-visuell erfahrbar, dass es in unserer Gemeinschaft unterschiedliche Prioritäten und Interessen gibt was die Polaritäten des inneren und äußeren Wandels betrifft. Die einen beschäftigen sich „nur“ mit sich selbst und ihren Beziehungen, lieben das Forum und die Prozessarbeit. Die anderen brennen für Projekte, wollen und können ordentlich anpacken und „ballern“. (Das ist natürlich nicht nur schwarz und weiß sondern abgestuft mit vielen bunten Farben!)
Wir stellten außerdem fest, dass es nicht dienlich ist, wenn die beiden Seiten einander Vorwürfe machen. „Ihr könnt ja gar nicht anpacken“ oder „Ihr wollt euch nicht mit Konflikten auseinandersetzen“. Stattdessen erkannten wir, wie wichtig beide Seiten sind, dass sie sich ergänzen und wunderbar Hand und Hand gehen können. Eigentlich nix neues, aber es mit der gesamten Gemeinschaft (stimmt nicht ganz, die „Anpacker:innen“ waren nicht dabei, weil sie, guess what, anpacken mussten) nochmal spürbar zu erleben, hat zumindest in mir etwas bewegt.

Ein wichtiger Aspekt war außerdem die Erkenntnis, dass durch Fluktuation und Umbrüche eine neue Zusammensetzung der Gemeinschaft entstanden ist und somit die ehemals gemeinsam erarbeitete Vision eine Aktualisierung benötigt, an der auch die „Neuen“ (die teils auch schon ein Jahr dabei sind) beteiligt sind. Hierbei soll es auch nochmal darum gehen, was wir eigentlich damit meinen, wenn wir von Wandel sprechen.

Sucha hatte sehr viele wertvolle Impulse und Ideen für uns, sozusagen Steine, die sie in unseren Teich geworfen hat. Nun ist es an uns damit weiter zu wirken und zu experimentieren. Letztendlich ist das (Gruppen)Gefühl, welches entstanden ist, nicht wirklich in Worte zu fassen. Wir haben auf jeden Fall den Hauch einer Ahnung bekommen, was Gemeinschaft und Verbundenheit bedeuten kann.